23. Juli 2024

Zurück auf der Überholspur

Österreich ist bei den Olympischen Spielen in Paris mit sechs ÖJV-Judoka vertreten. Wir stellen die rot-weiß-roten Olympia-Teilnehmer:innen im Detail vor. Folge 4: WACHID BORCHASHVILI (- 81 kg/LZ Multikraft Wels/OÖ).

Die Olympia-Chancen von Wachid Borchashvili waren gleich null, aber er nutzte sie. Noch bis Anfang Mai hatte jeder mit seinem um drei Jahre älteren Bruder Shamil Borchashvilli, Olympia-Bronzemedaillengewinner von Tokio und WM-Dritter 2022 in Taschkent, als Fixstarter im Mittelgewicht (-81 kg) gerechnet. Doch die Nummer neun der Welt haderte mit seiner psychischen und physischen Fitness, fühlte sich für die Mission Olympia-Sieg nicht fit genug und verschrieb sich eine mehrmonatige Auszeit. Der Zufall wollte es, dass ausgerechnet der jüngste Borchashvili, Wachid, auf den letzten Olympia-Fixplatz nachrückte. In Paris, am 30. Juli, will er es seinem Bruder nachmachen und eine Medaille holen. Die Chancen stehen nur auf den ersten Blick ungünstig. Anfang Mai stand Wachid beim Grand-Slam in Dushanbe im Finale, bei den letzten Trainingslagern zeigte er sich von seiner besten Seite. „Ich traue mir definitiv in Paris eine Medaille zu“, sagt der 25-Jährige.

Wachid Borchashvilis Karriere hatte im Vorjahr so richtig Fahrt aufgenommen. Anfang März gewann er das Grand-Slam-Turnier in Tiflis, im Mai belegte der Oberösterreicher – nach durchaus umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen – den 7. WM-Rang in Doha, im November schrammte er als Fünfter in Montpellier denkbar knapp an einer EM-Medaille vorbei. In der Weltrangliste fand sich Wachid  am Weg Richtung Top-10 wieder. Doch mit dem Olympia-Jahr 2024 kam der Knick. Plötzlich funktionierte nicht mehr viel.

„Der Weggang von Hitoshi (Kubo, ÖJV-Techniktrainer, Anm. d. Red.) hat mich zurückgeworfen. Seine Ratschläge, seine Inputs beim Training und die Technik-Einheiten am Olympiastützpunkt in Linz haben mir gefehlt.“ Schritt für Schritt fiel das Selbstvertrauen in den Keller und auch die Erfolge blieben aus. „Ich habe sehr viel nachgedacht. Zu viel nachgedacht.“

Knapp ein halbes Jahr dauerte die Transformation. Mittlerweile ist ÖJV-Nationaltrainer Robert Krawczyk, früher selbst ein Weltklasse-Mittelgewichtler, WM-Medaillengewinner und Ex-Europameister, seine neue Bezugsperson. Dazu bringt sich Bruder Shamil als Trainingspartner und Ratgeber verstärkt ein. „Aktuell fühle ich mich stärker denn je, auch stärker als Shamil vor den Spielen in Tokio“, meint der 25-jährige Oberösterreicher, um dann nach kurzer Pause hinzuzufügen: „Ich weiß: An einem guten Tag kann ich alle schlagen, auch Olympiasieger Nagase oder Weltmeister Grigalashvili.“

Worte, die sein älterer Bruder im Vorfeld der Olympischen Spiele 2021 ebenfalls getönt hatte.

ZUR PERSON – WACHID BORCHASHVILI: Gewichtsklasse: Halb-Mittelgewicht, – 81 kg (30. Juli). Alter: 25 Jahre, Verein: LZ Multikraft Wels/OÖ, Wohnort: Marchtrenk/OÖ, 4 EM- und 4 WM-Teilnahmen, bisherige Olympia-Teilnahmen: 0. Graduierung: 1. Dan; Sportliche Erfolge: aktuelle Nr. 19 im IJF-Ranking, EM-Fünfter Montpellier 2023, WM-Siebenter Doha 2023, 1 Grand-Slam-Sieg (Tiflis 2023), zwei weitere Grand-Slam-Podestplätze (2. Dushanbe 2024, 3. Abu Dhabi 2023), Kampfbilanz 2024: 15 Kämpfe, 8 Siege (davon 6 mit Ippon, 2 x 2 Waza-ari), 7 Niederlagen ( 4 I, 3 W).


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