ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch atmet tief durch. 7 Wettkampftage lang hat sie bei der WM in Taschkent ihre Erkältung bestmöglich ignoriert. „Jetzt gehe ich mal kurz schlafen“, lächelt sie. Zuvor zieht die Olympiasiegerin vor dem abschließenden Mixed-Team-Bewerb am Donnerstag eine erste WM-Bilanz.
Du hast als Cheftrainerin einmal mehr Wort gehalten und eine Medaille beim Saisonhöhepunkt erreicht. Nach zwei Stück Edelmetall bei Olympia in Tokio ist es diesmal WM-Bronze von Shamil Borchashvili in der aktuell härtesten Gewichtsklasse der Welt. Wie zufrieden bist du?
Yvonne Bönisch: „Unter den gegebenen Umständen sind wir als Trainerteam sehr zufrieden. Wir hatten zwei Langzeit-Verletzte (Magdalena Krssakova, Stephan Hegyi), dazu eine relativ verpatztes Frühjahr mit der EM in Sofia. Zwei Top-7-Platzierungen sind bei einer WM für ein siebenköpfiges Team absolut o.k. Speziell wenn man sieht, dass Nationen wie Israel und Ungarn noch ohne Medaille dastehen. Die Bronzemedaille von Shamil glänzt besonders hell, erst recht wenn man bedenkt, dass alle aus den Top-10 am Start waren, inklusive Olympiasieger und Weltmeister. Shamil hat eine unglaubliche Einstellung gezeigt und er hat sich im Vergleich zum Vorjahr extrem verbessert. Er ist nicht mehr der Überraschungsmann, sondern zählt zu den Top-Stars – mit einer Olympia- und einer WM-Medaille – Punkt. Das gilt natürlich auch für Michaela Polleres, obwohl sie diesmal ohne Medaille heimfährt. Wir alle waren im ersten Moment ein bisschen enttäuscht, weil mehr möglich gewesen wäre. Aber solche Turniere passieren eben. Ich bin sicher, dass sie schon beim Grand-Slam in Abu-Dhabi aufs Podium zurückkehrt.“
Apropos Grand-Slam in Abu Dhabi. Marcus Auer wird auch mit dabei sein, richtig?
Bönisch: „Ich habe mich über sein engagiertes WM-Debüt wirklich gefreut. Er hat extrem engagiert gekämpft. Ja, Marcus hat sich weitere Einsätze auf höchster Ebene verdient. Auch wenn er als 19-Jähriger weiter bei den Junioren antreten darf. Diese Wettkämpfe sind für ihn extrem wichtig. Es ist schön zu sehen, wie schnell er lernt und sich verbessert.“
Wie bewertest du die WM im Allgemeinen?
Bönisch: „Es ist fast wie immer: Japan führt einmal mehr ganz klar den Medaillenspiegel an. Die europäischen Nationen sind prominent vertreten, aber nicht ganz so stark wie 2021 bei der WM in Budapest, speziell wenn es um Goldmedaillen geht. Eine Reihe von Stars haben diesmal nicht abgeliefert. Daran sieht man auch, wie schwer es ist, sich bei einer WM durchzusetzen. Das sportliche Niveau war speziell in den Finalblocks unglaublich hoch.“