Für ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch fühlt sich diese Unter-23-Europameisterschaft in ihrer Heimatstadt Potsdam (GER) wie ein Heimspiel an. Die Olympiasiegerin von Athen 2004, noch immer Deutschlands erfolgreichste weibliche Judoka, ist in Potsdam aufgewachsen, kennt die MBS-Arena und das Olympiazentrum Sportpark Schiffahrtshafen seit der Gründung in den 90er-Jahren. Fast an jeder Ecke wird sie an ihre früheren Erfolge erinnert. Der Hallensprecher ließ es sich nicht nehmen „Gold-Yvonne“ mit einer Kurzzusammenfassung ihrer Verdienste als Sportlerin und Trainerin eigens zu begrüßen. Yvonne ist in der MBS-Arena omnipräsent. Fast jeder will mit ihr ein paar Worte wechseln…
In den Vorrunde kam’s dann zu einer Begegnung der besonderen Art. Beim Zweitrunden-Duell von Laura Kallinger gegen Laila Göbel (GER) stand sie in der Coaches-Box Seite an Seite mit Trainerkollege Mario Schendel und war nervös wie schon lange nicht mehr. „Es hat sich richtig komisch angefühlt – bei Titelkämpfen sind wir als Trainer noch nie aufeinandergetroffen.“
Mario Schendel hat jahrelang mit und unter Yvonne Snir-Bönisch trainiert. Beide sind waschechte Potsdamer und beide wirkten am Aufbau des Judoclubs Potsdam und des Judo-Olympia-Stützpunktes tatkräftig mit. Als sich die Olympiasiegerin Richtung Israel (und später Österreich) als Trainerin verabschiedete, übernahm Mario den Vereins-Job von Yvonne. Die beiden sind seit mehr als zwei Jahrzehnten beste Freunde. Man neckt sich, versteht sich und teilt viele Geheimnisse.
Für 4:16 Minuten Netto-Kampfzeit war die Freundschaft an diesem Freitag in Potsdam ausgeblendet. Yvonnes Schützling Laura Kallinger gewann das Duell und stürmte Richtung Semifinale. Österreich durfte sich am Nachmittag dann über die erste Medaille freuen, Gastgeber Deutschland blieb am 1. Wettkampftag eine Medaille versagt. Kein Zweifel, dass Yvonne für Mario Schendel tröstende Worte finden wird.