3. September 2024

Ehrenwerter Einsatz

„Berührungsangst darfst keine haben“, sagt IJF-Referee Roland Poiger. „Im Para-Judo bist du nicht nur Kampfrichter, sondern begleitest die (blinden, stark sehbehinderten, Anmerkung) Athletinnen und Athleten mitunter auch zurück in die Matten-Mitte. Es geht jedenfalls um einiges emotionaler als auf der Judo-World-Tour zu“, meint der Burgenländer. Zum bereits zweiten Mal, nach Tokio, wurde er vom Internationalen Blindensportverband als Kampfrichter für die Paralympics nominiert. Von Donnerstag bis Samstag steht er als einer von zwölf Referees (5 Frauen, 7 Männer) in der Champs-de-Mars-Arena auf der Matte.

Insgesamt 147 Judoka aus 43 Nationen sind an drei Wettkampftagen im Einsatz. 16 Medaillen-Entscheidungen, je acht für Frauen und Männer (J1: blind, J2: sehbehindert, Gewichtsklassen, Frauen: -48/-57/-70/+70; Männer: -60/-73/-90/+90), sind angesetzt. Die Halle wird mit 5.500 Fans restlos ausverkauft sein. „Die Franzosen sind Judo-Kenner, ein Spektakel ist garantiert.“ Die Vorfreude steht ihm ins Gesicht geschrieben: „Viel besser geht’s nicht: Kämpfe auf hohem Niveau, engagierte Judoka und begeisterungsfähige Fans, die alle Teilnehmer:innen anfeuern.“

Im bürgerlichen Beruf ist Roland Poiger Amtsleiter in Oberwart und zeichnet dafür verantwortlich, dass in der 7.500-Einwohner-Stadt das öffentliche Leben seinen gewohnten Gang nimmt. In seiner Freizeit und an Urlaubstagen, wie diese Woche, macht sich der 46-Jährige als internationaler Judo-Referee seit mittlerweile zwei Jahrzehnten einen Namen. Montagnachmittag bezog er in Saint Denis im Paralympischen Dorf Quartier, Dienstag steht die offizielle Einkleidung und Mittwoch die Auslosung an. „Bis dahin haben wir noch eine Reihe von Meetings zu bestreiten, um uns entsprechend abzustimmen. Wir sind zwölf Referees, ich bin einer von drei Kampfrichtern, die schon in Tokio dabei waren.“

Einen Traum will sich Österreichs bester Judo-Referee noch erfüllen: „2028 möchte ich mich für die Olympischen Spiele in Los Angeles aufdrängen.“ Kein leichtes Unterfangen: Die nächsten drei Jahre wird jeder Kampf des Oberwarters akribisch bewertet. Am Ende entscheidet die Platzierung im Kampfrichter-Ranking. Im Normalfall dürfen die acht besten Europäer:innen zu den Olympischen Spielen. Aktuell rangiert Poiger auf Platz zwölf (bzw. Rang 20 weltweit). Aber zunächst konzentriert sich der Oberwarter auf die dieswöchigen Para-Judobewerbe. Bis zu zehnmal pro Tag wird er im Einsatz sein.

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