ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch präsentiert sich beim Trainingslager in Mittersill voller Energie. Die Weihnachtspause hat der Olympiasiegerin (von 2004) sichtlich gut getan. Der neue Olympia-Zyklus steht an. Im Nationalteam wird – im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles – ein Generationswechsel vollzogen. Die 44-jährige Deutsche spricht im Judo-Austria-Interview Klartext und formuliert ambitionierte Ziele.
Du gehst in dein bereits fünftes Jahr als ÖJV-Cheftrainerin. Wie zufrieden bist du mit der aktuellen Situation im Nationalteam? Mit welchen Erwartungen startest du das Jahr 2025?
Yvonne Snir-Bönisch: „Ich hatte ein halbes Jahr Zeit, die Olympischen Spiele in Paris im Speziellen und die vergangenen vier Jahre im Allgemeinen zu verarbeiten. Für uns geht’s ab sofort darum, mit der neuen Situation möglichst schnell fertig zu werden und die Herausforderungen anzunehmen. Die Medaillen der letzten Jahre sind wohlverdient, wir haben dafür richtig hart gearbeitet. Aber Paris ist Geschichte, die Grand-Slam-Siege von 2024 auch. Der Generationswechsel im Nationalteam hat bereits voll eingesetzt.“
Konkret gesprochen, wie sehen deine Zielvorgaben fürs neue Jahr aus?
Snir-Bönisch: „Von Lubjana Piovesana erwarten wir uns – nach ihren fünften Plätzen bei Olympia, WM und EM – ab sofort Medaillen. Sie ist Nr. 6 der Welt, bis sie endlich auch bei den wichtigsten Wettkämpfen am Podium steht, ist nur eine Frage der Zeit. Olympia-Medaillengewinnerin Michaela Polleres wird in den nächsten Wochen noch kürzer treten. Sie braucht nach vier Jahren Dauer-Belastung eine längere, wohlverdiente Ruhephase. Junioren-Weltmeisterin Elena Dengg ist auch in der allgemeinen Klasse konkurrenzfähig. Aber wie schnell das gelingen wird, bleibt abzuwarten. Wir werden aller Voraussicht nach mit 11 Judoka beim Grand-Slam in Baku Mitte Februar starten. Da hoffe ich, dass nicht nur ,Lulu´ für positive Schlagzeilen sorgt, sondern auch ein paar aus der jungen Garde anschreiben. Bernd Fasching, Movli Borchashvilli haben in Japan sehr gut trainiert und teilweise auch Top-Asse im Training aufs Kreuz gelegt. Ich hoffe, sie können das schon in Aserbaidschan umsetzen. Je mehr in Baku anschreiben, desto besser.“
Ab sofort gelten neue Regeln und mit Yuko ist auch eine dritte Wertung (nach Ippon bzw. Waza-ari) zurück. Begrüßt du diese Änderungen?
Snir-Bönisch: „Absolut. Vereinfacht ausgedrückt ist damit zu rechnen, dass die Kämpfe interessanter und kürzer werden. Die Wiedereinführung von Yuko sollte dabei helfen, das gilt auch für die neuen Regeln, was den Griffkampf betrifft. Wir arbeiten in Mittersill sehr intensiv daran, diese Änderungen zu unserem Vorteil zu nutzen. Aber das werden andere Nationen auch tun…“
Einmal mehr sind beim Trainingslager in Mittersill jede Menge Top-Stars aus über 50 Nationen zu Gast. Was macht Mittersill zur Nummer eins der Olympic Training Camps?
Snir-Bönisch: „Ich sage das nicht, weil ich in ÖJV-Diensten stehe: Mittersill ist nicht umsonst das größte Trainingslager der Welt. Nirgendwo sonst triffst du soviele Top-Stars auf einem Fleck. Das Flair ist unvergleichlich, das liegt nicht nur an den Bergen, sondern auch daran, dass sich die Nervosität vor dem Saisonstart aktuell noch in Grenzen hält. Jeder hatte eine längere Wettkampfpause, freut sich auf kommende Aufgaben. Diese Stimmung ist ansteckend… im positivsten Sinne des Wortes.“