Nach Oberwart ist vor der WM: Noch sind’s exakt vier Wochen bis zum Saison-Highlight in Taschkent (UZB, 6. – 13.10.). Judo-Austria-Headcoach Yvonne Bönisch steht in der Oberwarter Sporthalle und sieht ihrem 29-köpfigen Team beim Training zu. Ein besonderes Augenmerk hat sie auf die WM-StarterInnen.
Ein Monat vor der WM: Wie stark ist Judo Austria im internationalen Vergleich? Wie weit stimmt schon die Form deiner AthletInnen?
Yvonne Bönisch: „Die Leistung von Katharina Tanzer (-48) am ersten Wettkampftag der European Open in Oberwart war definitiv nicht zufriedenstellend. Sie hat sich unter Wert verkauft, gegen eine machbare Gegnerin zu wenig Gefahr ausgestrahlt. Am zweiten Wettkampftag hat sich dann das Glück gedreht. Aus rot-weiß-roter Sicht hätte es kaum besser laufen können. Michi Polleres (-70) hat mit ihrem Sieg alles überstrahlt. Wenn sie bei der WM die Finalform von Oberwart zeigt, dann dürfen wir uns richtig viel erwarten. Marie Eve Gahie ist aktuell die Nummer 4 der Weltrangliste, 2019 war sie Weltmeisterin. Die musst du erst einmal dominieren. Das war richtig stark!“
Was die ÖJV-Männer betrifft: Wie warst du mit Shamil, Wachid Borchashvili und Daniel Allerstorfer zufrieden?
Bönisch: „Dass Shamil – 90 kg, speziell gegen Olympiasieger Lasha Bekauri, an seine Grenzen stoßen wird, lag auf der Hand, auch wenn er alles versucht hat. Da fehlen ihm ein paar Kilo Muskelmasse. Bruder Wachid ist ja eigentlich auch noch zu leicht für diese Kategorie. Auch ihm fehlt es noch an Gewicht, an der nötigen physischen Stärke und vielleicht auch noch ein bisschen an der Finesse. Dass Bekauri im Finale abgebrühter war, ließ sich nicht abstreiten. Wachid braucht solche Duelle auf höchstem Niveau. Aber prinzipiell ist er auf einem sehr guten Weg. Das gilt auch für Daniel Allerstorfer. Er hat im Früjahr 10 kg abgenommen, gewöhnt sich jetzt langsam ans geringere Gewicht bzw. die Tatsache, dass er jetzt viel schnellkräftiger ist. Er war schon im Training richtig gut, in Oberwart hat er es auch im Wettkampf gezeigt. Über seine Bronzemedaille haben sich alle gefreut.“
131 Ausländerinnen aus 15 Nationen trainieren bis Donnerstag im Burgenland. Kann man sich da noch ein paar Top-Leute schon im Hinblick auf die WM ganz besonders unter die Lupe nehmen?
Bönisch: „Natürlich schaut man sich die Konkurrenz an: Der Weltranglisten-Zweite Matthias Casse (BEL/-81) ist ein direkter Konkurrent von Shamil, Weltmeisterin Barbara Matic (CRO/-70) zählt mit Michaela Polleres zu den Medaillenkandidatinnen. Andererseits geht es natürlich darum, sich auf seine eigenen Stärken zu konzentrieren. Ich würde sagen, wir sind voll im Plan, die Kursrichtung für Taschkent stimmt.“