Das Judo-Wettkampfjahr 2022 wirft seine Schatten voraus: Nächste Woche startet die IJF-Tour mit dem Portugal-GP in Almada (POR, 28. – 30.1.). 399 AthletInnen aus 46 Nationen sind genannt – auch Japan ist mit 7 Aktiven mit dabei. Österreichs Auswahl wird erst mit knapp vier Wochen Verspätung, beim Grand Slam in Tel Aviv (ISR, 17. – 19.4.), ins Turniergeschehen eingreifen. Auch der Grand Slam in Paris (FRA, 5./6.2.) wird ausgelassen. „Der erste Saisonhöhepunkt ist die EM Ende April in Sofia. Richtig los geht’s dann mit Juli, mit dem Start der Olympia-Qualifikation für Paris 2024“, sagt ÖJV-Sportdirektor Markus Moser. Aktuell trainiert das Nationalteam am Bundesstützpunkt in Linz.
JUDO AUSTRIA sprach mit Olympia-Bronzemedaillengewinner Shamil Borchashvili über das Trainingslager in Taschkent (UZB), den Saisonstart in Tel Aviv (ISR) und seine sportlichen Zielsetzungen.
Man hört, Du warst beim Randori-Training in Usbekistan ein gefrager Mann. Wie geht’s Dir nach dem einwöchigen Trainingslager?
Shamil Borchashvili: „Prinzipiell sehr gut. Nach all den Konditions- und Krafteinheiten war es höchst an der Zeit, wieder auf die Matte zu kommen. Es war ein Jump-Start, von 0 auf 100. Bis zu 30 Randoria am Tag. Ja, die Usbeken haben sich förmlich gestritten, um gegen mich, den Olympia-Bronzenen, kämpfen zu dürfen. Ein komisches Gefühl: Früher musste ich bei starken Gegnern betteln. Jetzt reißen sich alle um mich. Phasenweise wurde mir es fast zu viel. Aber für meinen Formaufbau war’s perfekt.“
Wie geht’s Dir körperlich?
Borchashvili: „Nächste Frage. Mir tut alles weh. Ich hatte schon ewig nicht mehr so einen heftigen Muskelkater, habe dazu auch jede Menge blaue Flecken. Mein Körper muss sich erst wieder langsam an die harten Landungen nach den Würfen gewöhnen.“
Hattest Du besonders starke Gegner, klingende Namen?
Borchashvili: „In meiner Gewichtsklasse kämpfe ich bewusst nur gegen Athleten, die in der Weltrangliste noch nicht ganz oben stehen, da will ich den starken Leuten keine Anhaltspunkte liefern, wie sie gegen mich kämpfen sollen. Mein prominentester Gegner war Davlat Bobonov, ein Usbeke, der in der 90er-Kategorie aktuell die Nummer eins der Welt ist. Da ging’s ganz schön zur Sache.“
Wer gewinnt, Davlat oder Shamil?
Borchashvili: „Davlat hat gut 10 kg mehr als ich. Also in der Regel hat er das bessere Ende für sich. Aber im Training geht’s in erster Linie um den Lerneffekt. Härter als gegen Bobonov kann’s im Wettkampf (in meiner Kategorie) nicht werden. Das ist ein beruhigendes Gefühl.“
Mit welchen Erwartungen wirst Du in Tel Aviv ins Jahr 2022 starten?
Borchashvili: „Vor Olympia war ich 22. im IJF-Ranking, jetzt stehe ich auf Platz sieben und bin bester ÖJV-Athlet. Meine Ansprüche sind gestiegen. Ich bin endgültig etabliert. Fernziel ist ein großer Titel, am besten bei Olympia oder bei der WM. Ich will ein goldenes Namensschild am Judogi – als Zeichen dafür, der Champ -81 kg zu sein. Aber das wollen zig andere auch.“