Mit fünf Mädchen und drei Burschen sind Österreichs Unter-20-Judoka von Donnerstag bis Sonntag bei der Junioren-WM in Agadir (Marokko) im Einsatz. Betreut werden sie von Bela Riesz (für die Männer zuständig) und Marko Spittka (Frauen). Spittka, der Mann aus Dresden, der seine erste Medaille (Silber bei der Junioren-EM 1989) noch für die DDR geholt hat, der 1992 für Deutschland in Paris Europameister wurde, 1996 in Atlanta olympisches Bronze bis 86 Kilo gewann und ein Jahr spätern noch Vize-Weltmeister in Paris wurde. Ein absoluter Spitzenmann – heute im Interview für www.oejv.com
Marko, du warst einer der besten Judoka der Welt in den 90er-Jahren, einer deiner Vorgänger war Peter Seisenbacher. Was fällt dir zu Peter spontan ein?
Spittka: „Sagen wir so, ich bin kein Seisenbacher-Nachfolger, weil ich nie Olympiasieger wurde. Der Peter war natürlich ein Begriff – aber er hat aufgehört, als ich gerade zu den Junioren gekommen bin. Seisenbacher? Ein ganz Großer des Judosports!“
Du bist nach deiner aktiven Laufbahn Trainer geworden – wie bist du eigentlich nach Österreich gekommen?
„Die Liebe hat mich nach Bayern verschlagen, dort bin ich seit zehn Jahren ansässig. Naja, und dann wurde ich bayerischer Landestrainer, hatte auch viel Kontakt mit Österreichern, vor allem in Salzburg. Irgendwie ist man dann auf mich aufmerksam geworden und hat mich 2007 nach Österreich geholt.“
Wenn man die Athleten fragt, so hört man immer wieder, dass du ein Kumpel-Typ bist. Aber einer auch mit einer starken Hand. Quasi Zuckerbrot und Peitsche? Wieso kommst du bei den jungen Judoka so gut an?
„Ich glaube deshalb, weil man mit mir über alles reden kann. Weil ich, so gut es geht, auf die Wünsche und Befindlichkeiten der jungen Judoka eingehe. Weil es den Erfolg nur geben kann, wenn die Teamarbeit entspricht. Nur in einem funktionierenden Team kann man auch Erfolg haben. Ich versuche auch, sehr eng mit den Vereinstrainern zusammen zu arbeiten.“
Tina Zeltner hat bei der Junioren-EM Silber geholt, auch Kathrin Unterwurzacher und Bernadette Graf gelten als Super-Talente. Was ist bei der U20-WM drin?
„Von einer Medaille bis zum Salto nullo ist alles drin. Im Judo geht es sehr schnell – ein Fehler, und du bist weg. Aber du kannst auch den Gegner überraschen. Ich kann nur sagen, dass wir gut vorbereitet in diese WM gehen, und dass natürlich eine Medaille unser großes Ziel ist.“
Ich habe von einigen Seiten gehört, dass die Nachwuchs-Arbeit im ÖJV international sehr anerkannt ist. Stimmt das, und wenn ja, wie zeigt sich das?
„Ja, das stimmt. Ich war total verblüfft, wie zuletzt und immer wieder einige hochrangige IJF- und EJU-Sportfunktionäre auf mich zugekommen sind und gefragt haben: Wie macht ihr denn das in einem so kleinen Land wie Österreich, so erfolgreich zu sein? Da antworte ich auch immer damit, dass ich versuche, über eine gute Teamarbeit zum Ziel zu kommen.“
2012 in London haben wir – hoffentlich – noch olympische Trumpfkarten wie Lupo Paischer und Sabrina Filzmoser. Wann rückt der Nachwuchs heran?
„Spätestens vier Jahre später, 2016 in Rio de Janeiro, sollten schon die eine oder andere aus meiner jetzigen U20-Truppe in der Weltspitze der Allgemeinen Klasse etabliert sein. Und die, die jetzt U20 kämpfen, haben sicher auch noch 2020 eine Chance auf Olympia.“
Dann wünschen wir dir, lieber Marko, und uns allen eine erfolgreiche U20-WM in Agadir!
Österreichs Team in Agadir:
Männer
Bis 60 kg: HAIMINGER Thomas (Multikraft Wels)
Bis 66 kg: WEICHINGER Alexander (Sandokan Galaxy Wien)
Über 100 kg: ALLERSTORFER Daniel (UJZ Mühlviertel)
Frauen Bis 48 kg: TAFERNER Katharina (JC Sparkasse Wimpassing)
Bis 52 kg: ZELTNER Tina (JC Sparkasse Wimpassing)
Bis 63 kg: UNTERWURZACHER Kathrin (JZ Innsbruck)
Bis 70 kg: GRAF Bernadette (JZ Innsbruck)
Bis 78 kg: MAIRHOFER Sarah (Creativ Graz)
Notiz: Joe Langer