Die Freude war beiden anzusehen, sowohl der zweitplatzierten Comeback-Lady Bernadette Graf (-70), als auch der drittplatzierten Magdalena Krssakova (-63). Das ÖJV-Frauen-Power-Duo im Kurzinterview.
Bernadette, Platz 2 beim ersten Auftritt in der (neuen) Gewichtsklasse. Hättest Du Dir so einen Start träumen lassen? Immerhin hast Du jetzt 6 Jahre lang in der Kategorie bis 78 kg gekämpft. Jetzt startest Du wieder bis 70. Sieht ganz so aus, als wäre das der richtige Schritt gewesen…
Bernadette Graf: „Ich habe versucht, nach der langen Pause möglichst unbedarft in den Wettkampf zu gehen. Ich wollte möglichst ohne Druck, sprich ohne eigene Erwartungshaltung, kämpfen. Das hat richtig gut funktioniert. Ich war selbst vor dem Gold-Kampf überhaupt nicht nervös. Auf der Matte habe ich, abgesehen von den ersten Szenen im Auftaktkampf, schnell zu meinem Rhythmus gefunden.“
Anders gefragt: Du hast mit Miriam Butkereit die Nummer 12 der Welt besiegt, dann auch die top-gesetzte Maria Portela. Im Finale bist Du gegen Ex-Weltmeisterin Marie Eve Gahie mit Waza-ari in Führung gelegen. Headcoach Yvonne Bönisch war sichtlich überrascht über Deine Auftritte. Wie sehr hast Du Dich selbst überrascht?
Graf: „Der 2. Platz ist richtig gut. Viel besser hätte ich in der -70-kg-Kategorie nicht ankommen können. Ich weiß jetzt ganz genau, dass ich konkurrenzfähig bin. Das tut natürlich gut – und in dieser Form war das auch nicht zu erwarten. Aber im Augenblick überwiegt fast noch der Ärger, das Finale aus der Hand gegeben zu haben.“
Wie emotional war dieses Comeback für Dich persönlich?
Graf: „Besonders emotional war das Semifinal-Duell mit Maria (Portela). Wir haben ja das letzte Mal vor 6 Jahren, bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio, gegeneinander gekämpft. Wir verstehen uns gut, kennen uns schon richtig lange. Schön, dass ich eine wie sie bezwingen konnte. Dieser Sieg gibt mir sehr viel. Ab da wusste ich endgültig: Ich bin auch bis 70 kg wieder voll konkurrenzfähig.“
Wie viel ist dieser Erfolg knapp ein Monat vor der EM in Sofia wert?
Graf: „Diese 2. Platz zeigt, dass ich mir keine Sorgen machen muss und dass unser Fahrplan für die EM stimmt. Wir bleiben bis Samstag noch in Antalya, um mit anderen starken Nationen zu trainieren. Da wollen wir uns den Feinschliff für Sofia holen. Kurz gesagt: Judo macht Spaß, es geht mir gut. Also, ich glaube, Sofia kann kommen. Aber ich werde es ähnlich anliegen, wie jetzt vor dem Grand-Slam-Turnier. Was möglich ist, darüber zerbreche ich mir erst gar nicht groß den Kopf. Ich werde mich nur bestmöglich auf die Gegner einstellen. Die Vorfreude ist jedenfalls groß.“
Magdalena, Du bist relativ stark verkühlt, warst körperlich angeschlagen. Wie war dieser 3. Platz trotzdem möglich?
Magdalena Krssakova: „Im Kampf merkst du nichts. Aber das Aufwärmen war hart und natürlich haben die 3-Golden-Score-Kämpfe Kraft gekostet. Aber für mich war’s wichtig, heute anzuschreiben. Ich bin in richtig guter Form, das wollte ich auf die Matte bringen – mit einem guten Resultat. Dieser 3. Platz gibt mir Selbstvertrauen und wirkt richtig erleichternd.“
Gerade in der -63-kg-Kategorie war das Feld besonders stark. Du hast die Nummer 1, Andreja Leski, besiegt, Dich dann auch bei Catherine Beauchemin-Pinard für die Olympia-Niederlage revanchiert. Wie wichtig war das?
Krssakova: Ich wollte Beauchemin-Pinard diesmal unbedingt schlagen. Wir hatten von Olympia ja noch eine Rechnung offen. Die Niederlage in Tokio tat natürlich weh. Was Leski betrifft: Wenn du eine wie sie schlägst, bringt das automatisch Selbstvertrauen. Und das tut vor der EM definitiv gut.“
Ihr bleibt noch eine Woche in der Türkei. Wirst Du eine Zwangspause einlegen müssen?
Krssakova: „Sonntag ist frei, das Training geht ab Montag los. Ich werde die freie Zeit für einen Strandspaziergang nutzen. Heute hatte es in Antalya 25 Grad. Mit der Sonne wird hoffentlich auch die Verkühlung schnell abklingen. Da mach‘ ich mir keine großen Sorgen.“