Mittwoch, den 28. Oktober, am Geburtstag von Jigoro Kano, feiert sich Judo als Sportart mit all ihren Werten. „Stronger together, gemeinsam stärker“, lautet das diesjährige Motto des World Judo Days. Ein Spruch, der zu 100 Prozent zur Geschichte von Christoph Scheiblhofer passt. Der 18-Jährige hatte Anfang Juli einen schweren Arbeitsunfall und wurde in akuter Lebensgefahr ins AKH Wien überstellt. Sieben Wochen verbrachte er im Spital, sechs davon auf der Intensivstation. Im Spital verlor er 20 kg an Körpergewicht. Vier Monate sind seit dem Unfall vergangen – ein Rückblick im Schnelllauf:
Die wichtigste Frage: Wie geht’s Dir? Kannst Du schon wieder an Sport bzw. an Judo denken?
Christoph Scheiblhofer: „Ich habe noch im Spital zu meiner Mutter gesagt: Ich halte es hier nicht mehr aus, muss wieder ins Dojo, zu meinen Freunden vom UJZ Mühlviertel. Ich will nicht mehr herumliegen, sondern mich bewegen und wieder trainieren. Das hat dann nicht gleich so funktioniert, wie ich mir das im Spital vorgestellt habe. Vier Monate später, nach absolvierter Reha, wird’s immer besser. Äußerlich sieht man mir nicht mehr viel an: Ich habe schon wieder 78 kg, beim Bankdrücken schaffe ich 60 kg. Zum Vergleich: Vor dem Unfall hab‘ ich 115 kg aufgelegt. Trotzdem bin ich richtig zufrieden: Es macht Spaß im Klub (Kraft) zu trainieren, die anderen helfen mir beim Training, feuern mich an. Als ich das erste Mal überraschend aufgetaucht bin, haben sie noch nicht so genau gewusst, ob sie mich berühren können, wie gut es mir wirklich geht. Mittlerweile läuft alles wieder in (fast) gewohnten Bahnen, speziell wenn man bedenkt, was ich alles hinter mir habe, künstlichen Tiefschlaf inklusive. Auf richtiges Judotraining werde ich aber noch länger verzichten müssen. Meine Haut hat sich zwar gut erholt, aber für größere Belastungen ist es definitiv noch zu früh. Da muss ich Geduld haben. Ich hoffe, dass ich im Frühsommer 2021 meine ersten Randoris abspulen kann. Das wäre mein Plan.“
Stronger together – gemeinsam stärker. Warum passt dieser Spruch so gut zu Deiner persönlichen Unfallgeschichte, zu den letzten Monaten?
Scheiblhofer: „Ich bin im Spital aufgewacht und war komplett orientierungslos. Du kannst nicht sprechen, dich nicht bewegen, hast Schmerzen. Mein Vater hat mir dann häppchenweise vom Unfall erzählt. Nach 2, 3 Tagen haben meine Eltern begonnen, mir die Whats-App-Nachrichten und Briefe von meinen Freunden und der Judo-Community vorzulesen. Ich hatte Nachrichten vom Nationalteam, von der UJZ-Bundesliga-Mannschaft, von meiner Trainingsgruppe usw. Ich glaube, es waren mindestens 50 Briefe und Hunderte Posts. Da habe ich langsam meinen Humor wiedergefunden. Das hat richtig gutgetan. Together stronger – ja, das passt für mich! Mit gemeinsamer Judo-UJZ-Power ging‘s leichter!“
Wie geht’s in den nächsten Wochen und Monaten weiter. Welche Ziele steckst Du Dir?
Scheiblhofer: „Ich freue mich längst wieder aufs Arbeiten und ich habe als Judoka noch viel vor. Ich möchte bald wieder der Alte sein. Oder besser: Noch stärker! U-16- und U-18-Titel habe ich schon. Das sollen nicht die letzten gewesen sein. Und ich weiß, das ist ein kleines Wunder!“