Shamil Borchashvili, die WM-Bronzemedaille im Gepäck, war Sonntagabend in der ORF-1-Sendung „Sport am Sonntag“ gleich in doppelter Rolle im Einsatz: als Studiogast und „Glücksengerl“ für die ÖFB-Uniqa-Cup-Viertelfinalspiele. „Aus unserer Sicht hättest schon einen angenehmeren Gegner ziehen können als ausgerechnet RB Salzburg“, raunte Sturm-Coach Christian Ilzer dem Olympia-Medaillengewinner noch im Studio zu. Die wichtigsten Aussagen von Shamil Borchashvili im Gespräch mit „Sport am Sonntag“-Moderator Boris Kastner-Jirka. Der 27-jährige Oberösterreicher über…
… die Bedeutung der WM-Bronzemedaille: „Diesmal war ich nicht mehr der Jäger, sondern der Gejagte. Ich war als Nummer 7 gesetzt, die Top-Leute haben mich seit Tokio auf der Rechnung. Ich war das bereits 4. Mal bei einer WM, die ersten 3 Mal hat’s mit einer Platzierung nicht geklappt. In Taschkent hat’s endlich funktioniert, obwohl alle Top-Leute da waren: Der Olympiasieger, der Weltmeister, 2 Ex-Weltmeister und die Top-10 der Weltrangliste. Ich glaube, bei der WM war meine Gewichtsklasse sicher die am besten besetzte Kategorie überhaupt.“
… den Erwartungsdruck im Vorfeld der WM: „Auch Diamanten entstehen erst unter Druck. Das gehört zum Sport dazu.“
…. seine Flüchtlings-Vergangenheit: „Ich bin extrem dankbar, dass ich für Österreich kämpfen kann. Seit meiner Zeit im Flüchtlingslager in Traiskirchen geht’s uns als Familie bestens. Damals, ich war 10, hatte ich plötzlich meine eigene Decke, 3 Mal Essen am Tag, ein eigenes Bett. Das waren wir nicht gewohnt. In Wels haben sich vom ersten Augenblick an alle reizend um uns bemüht, uns geholfen, wie eine Sabrina Filzmoser. Die hat uns die ersten Judogis geschenkt. Jetzt sitze ich in einem Fernsehstudio, habe innerhalb eines Jahres eine Olympia- und eine WM-Medaille gewonnen. Das ist nicht selbstverständlich, das ist mir bewusst.“
… wichtige Bezugspersonen: „Mein älterer Bruder Kimran war sowohl in Tokio als auch in Taschkent als Trainingspartner mit dabei. Er gibt mir Sicherheit, findet immer die richtigen Worte. Aber Achtung: An erster Stelle kommt sicher die Mama… Natürlich hilft es mir, dass ich mit Headcoach Yvonne Bönisch und Nationaltrainer Robert Krawczyk zwei absolute Weltklasse-Leute in meinem Umfeld habe. Yvonne war Olympiasiegerin, Robert in meiner Gewichtsklasse Europameister und WM-Dritter. Die wissen, wovon sie reden!“
…. künftige Ziele: „Ich werde – in meiner Gewichtsklasse – die Nummer eins der Welt. Das ist mein Ziel, davon bin ich überzeugt – unter der Voraussetzung, dass ich in den nächsten zwei Jahren unverletzt bleibe. Und ja, wir wollen, meine beiden Brüder Kimran, Wachid und ich, zu dritt zu den Olympischen Spielen nach Paris. Das ist aus heutiger Sicht durchaus realistisch.“