Kimono „zu klein“: Paischer muss vor Auftakt-Kampf gegen Briten McKenzie Wettkampf-Gewand wechseln. Bundestrainer Spittka sauer: „Die sind hier päpstlicher als der Papst.“
Das war nicht die WM des Ludwig Paischer. Der Salzburger schied gleich im ersten Kampf der Klasse bis 60 kg gegen den Briten Ashley McKenzie mit einer Waza-ari-Wertung für eine Abtauch-Technik aus.
Aufregung bereits vor dem ersten „Hajime“: Die Wettkampfleitung befand den Kimono des 32-Jährigen für zu klein. Der zweifache Europameister musste daher ein von offizieller Seite zur Verfügung gestelltes Gewand nehmen. Der Albtraum eines jeden Judokas. Schließlich wird man nicht nur wenige Momente vor dem Wettkampf aus der Konzentration gerissen, sondern muss in einer Sportart, in der jeder Zentimeter mehr Stoff einen Griff-Vorteil für den Gegner bedeuten kann, auf sein gewohntes Sport-Utensil verzichten.
Dazu passte auch Paischers Anfangsphase gegen McKenzie, in welcher der Salzburger sehr verhalten agierte. Von einer taktischen Linie war wenig zu sehen. Erst nachdem er besagte Waza-ari-Wertung sowie ein Yuko für eine Beintechnik abgegeben hatte, wachte Lupo auf. Eine späte Yuko-Wertung Paischers für eine Opfertechnik (Sumi-gaeshi) brachte jedoch keine Wende mehr.
Kein Einzelfall
Bundestrainer Marko Spittka war mit der Leistung seines 60-kg-Aushängeschildes naturgemäß nicht zufrieden. „Das war zu wenig.“ Einen Mitgrund ortete der Deutsche in der Angelegenheit mit dem Kimono. Die „überharte Regelauslegung“ stieß Spittka sauer auf. „Die sind hier päpstlicher als der Papst. Wir haben den Kimono in der Früh noch einmal kontrolliert: Er hat gepasst! Und Lupo ist in solchen Dingen ein Perfektionist.“
Mit seinem Unmut steht Spittka nicht alleine da. Augenscheinlich viele Nationen teilten am ersten WM-Tag dieses Schicksal. „Wir werden das unter den Trainern ansprechen“, so der ÖJV-Coach, der im gleichen Atemzug meinte, nun noch einmal die Kimonos der restlichen österreichischen WM-Starter nachzukontrollieren.
Am Dienstag (Herren bis 66 und Damen bis 52 kg) schickt das ÖJV-Team keinen Kämpfer auf die Matte. Am Mittwoch folgen mit Sabrina Filzmoser und Tina Zeltner (beide bis 57 kg) deren zwei.
Paischer: „Bin momentan zu instabil im Kopf“
„Das war eine Sch…-Leistung von mir. Ich konnte überhaupt nicht das umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte“, so der Salzburger über seinen Kampf. Zum Kimono-Wechsel sagt er: „Ich bin momentan zu instabil im Kopf. Eigentlich darf mich so ein Kimono-Wechsel nicht aus der Konzentration bringen. Aber er hat es getan.“
„Was mich wirklich ärgert, ist, dass mir das mit dem Kimono zum ersten Mal in meiner Karriere passiert ist.“ Ob er mit dem fraglichen Kimono, der in dieser Saison bis auf Chelyabinsk immer für okay befunden wurde, noch einmal an den Start gehen werde, könne er im Augenblick noch nicht sagen. Laut Spittka hatten bei der Länge der Ärmel nur ein paar Millimeter gefehlt.