17. Dezember 2024

Lederhose & Gänsehaut

„Natürlich tut uns der Abschied von Aaron Fara zum Wrestling weh. Auch wenn wir nur gratulieren können, zu diesem Angebot, dieser einmaligen Karriere-Chance. Aber natürlich wäre Aaron einer unserer Fix-Größen für die nächste Olympia-Kampagne gewesen. Ohne Aaron, das muss man auch wissen, hätten wir es als Mixed-Team nicht nach Paris geschafft“, spricht Judo-Austria-Präsident Martin Poiger beim Mediengespräch von Aaron Fara im Sporthilfe-Büro in Wien Klartext. Danach steht der 27-jährige Niederösterreicher, der einen 3-Jahresvertrag beim Wrestlingverband WWE (TV-Coverage in 150 Nationen, 320 Events pro Jahr, 1,3 Milliarden Dollar Umsatz, knapp 1.000 Mitarbeiter:innen) unterzeichnet hat, den Medienvertreter:innen Rede und Antwort. Aaron Fara über…

… seine Ausgangslage für den Sprung ins kalte Wasser, den Wechsel zum Wrestling: „Ich habe so lange in meinem Leben trainiert, gut 20 Jahre Fallen gelernt. Ich bin durch meine Judo-Karriere, das jahrelange Werfen, Fallen sehr gut vorbereitet. Da hab‘ ich sicher einen Startvorteil, beispielsweise gegen Leichtathleten. Aber schmerzhaft wird es trotzdem werden.“

… die neue Herausforderung: „Ich habe schon über ein Karriere-Ende und berufliche Alternativen nachgedacht – als Masseur wie meine Eltern oder bei der Militärpolizei. Dann kam im August der Anruf der WWE. Was mich fasziniert am Wrestling, ist die Aufmerksamkeit, die die Sportart weltweit und ganz besonders in den USA genießt. Bei der Wrestlemania sind 70.000 im Stadion. Das muss ein Gefühl sein, wie ein Fußballer in der Champions-League. So etwas erleben zu dürfen, ist ein Privileg. Wir hatten in Paris auch knapp 10.000 Zuschauer in der Halle, aber die Regel ist das im Judo nicht. Da kämpfst du auf der World Tour mitunter auch vor ziemlich leeren Rängen.“

… seine Vorbereitung auf das WWE-Probetraining: „Ich hatte eine gute Form, war physisch richtig krass drauf. Bei der Abwaage in Paris hatte ich knapp 100 Kilogramm, bei meinem ersten WWE-Training in Florida waren es gut 110. Aktuell schwankt mein Gewicht zwischen 107 und 113, je nach Art des Trainings. Ich bin jedenfalls top-fit, da brauche ich mich nicht zu verstecken.“

… seine Erfahrungen beim Try-out in Orlando/Florida: „Mein Englisch war bescheiden, eigentlich schlechter als erwartet. Wo ich wirklich bei den WWE-Verantwortlichen positiven Eindruck hinterlassen habe war beim Schauspiel-Casting, speziell mein Trash-Talk mit dem Judo-Vize-Weltmeister Shady Elnahas. Wir kennen uns seit Jahren, das hat richtig gut funktioniert. Da habe ich mein Showtalent richtig ausspielen können. Beim Judo ist das ja nicht so erwünscht. Beim Wrestling lieben sie Show-Typen. Ich kann böse sein, habe aber auch ein sympathisches Lachen. Das war ihr Feedback, damit habe ich gepunktet.“

… seine Herangehensweise ans anstehende Wrestling-Training: „Ich werde, grob gesprochen, meinem Kampfstil treu bleiben. D.h. ich liebe es spektaktulär, ich sorge für Show. Aber natürlich muss ich zunächst einmal – im Performance-Center – mit den Coaches die speziellen Wrestling-Moves lernen. Ich freue mich drauf, auch wenn’s komisch klingt, mit Möbelstücken attackiert zu werden. Das Einführungs-Training wird sicher ein paar Monate dauern. Aber ich bin generell sehr anpassungsfähig. Also ich glaube, das werde ich schon ganz gut hinkriegen. Und ich bin optimistisch, dass ihnen mein Lederhosen-Outfit gut gefällt.“

… seine bisherige Haltung zum Wrestling: „Als Kind war ich ein Fan, natürlich war mir der Undertaker ein Begriff. Aber seither hat mich Wrestling ziemlich kalt gelassen. Jetzt schalte ich den Fernseher jeden Donnerstag ein, ab 22:30 Uhr, um die Charaktere ein bisschen kennenzulernen. Mit Gunther, der mit bürgerlichen Namen Walter Hahn heißt, gibt es ja auch einen Österreicher, der bei der WWE als Heavyweight-Champion eine große Nummer ist.“

… die Reaktion seiner Familie auf den Wechsel nach Florida: „Bei meiner Familie und bei meinen Freunden gibt es ein lachendes und ein weinendes Auge. Sie freuen sich einerseits für mich, aber natürlich werde ich ihnen auch abgehen. Wir haben ein sehr enges Verhältnis. Meine Mutter hat Angst, dass ich mich verletzen könnte. Aber das wäre in der MMA (Mixed Martial Arts) sicher wesentlich ärger. So gesehen kann ich sie beruhigen.“

… etwaige Kampf-Namen: „Das wird mit der Kreativ-Abteilung entwickelt. Mal schauen, was ihnen zu mir einfällt.“

… seinen Abschied vom Judo: „Ich habe einen 3-Jahres-Vertrag unterschrieben. Also die Chancen, dass ich eines Tages auf die IJF-World-Tour zurückkomme, sind nicht sehr groß. Aber man soll nie nie sagen. Ich bin stolz, was ich im Judo erreicht habe und ich muss mich bei vielen Leuten bedanken, die diese Karriere und meine Erfolge ermöglicht haben: Headcoach Yvonne Snir-Bönisch, JC-Wimpassing-Coach Adi Zeltner, mein früherer Klub-Boss Thomas Haasmann, die Bundesheer-Verantwortlichen, die ÖJV-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, die Sporthilfe, das ÖOC und natürlich ganz besonders meine Familie. Die Liste ist sehr lang. Ohne diese Leute stünde ich jetzt nicht vor einer Wrestling-Karriere. Das ist mir bewusst. Großes Dankeschön dafür.“


Verwandte News

Partner und Sponsoren