Nur noch ein Monat bis zu den Europameisterschaften in Montpellier (FRA, 3. – 5. November), 120 Tage bis zum Grand-Slam in Paris und knapp 300 Tage bis zum Olympischen Judoturnier in Paris. Für Judoka stehen in den nächsten Wochen und Monate eine Reihe von Highlights im „Judoland“ Frankreich an. Olympia-Medaillengewinner Shamil Borchashvili wird vor dem nächsten Saison-Höhepunkt noch insgesamt vier Trainingslager absolvieren, drei im Ausland (1 x Samorin/SVK – bis Freitag, 2 x Neapel/ITA) und eines am Bundesstützpunkt in Linz. Der 28-jährige Oberösterreicher spricht im Judo-Austria-Interview über seine letzten Bundesliga-Kämpfe in der Schweiz und Deutschland, die EM-Vorbereitung und Workshops mit Kindern/Jugendlichen.
Wie bewertest du deine Final-Niederlage beim Grand-Slam in Baku mit knapp zwei Wochen Abstand?
Shamil Borchashvili: „Im ersten Moment war ich unzufrieden und enttäuscht, habe mich über taktische Fehler geärgert. Mittlerweile würde ich sagen: Ich hatte im fünften Kampf, nach mehr als 25 Minuten Netto-Kampfzeit, keine Kraft mehr. Ich habe die harten Trainingslager und die vielen Bundesliga-Kämpfe, 2 Runden in der Schweiz, 2 in Deutschland, in allen Knochen gespürt und mein Akku war leer. So habe ich dann auch gekämpft. D.h. ich muss unter diesen Umständen mit dem 2. Rang sehr zufrieden sein.“
Wie lautet deine Bundesliga-Bilanz?
„Ich habe sieben meiner acht Kämpfe jeweils souverän gewonnen, einen (in Deutschland) durch Disqualifikation verloren. Mit dem Remscheider TV sind wir in der Bundesliga-Nord-Vorrunde Dritter geworden, haben das Finale knapp verpasst. Für den Klub war es das beste Resultat der Vereinsgeschichte. Mit Kwai-Lausanne haben wir den Grunddurchgang in der Schweiz auf Platz eins beendet, am 11. November, d.h. nach der EM in Montpellier, steht das Final-Four an. Ich bin grundsätzlich mit meinen Leistungen zufrieden. Die Formkurve vor der EM steigt, würde ich sagen. Ich fühle mich bereit, werde in den nächsten Wochen noch sehr viele Randori-Einheiten absolvieren.“
Du warst letzte Woche in Budva (MNE), hast mit knapp 100 Kindern und Jugendlichen trainiert. Hat’s Spaß gemacht?
„Ich habe alle vier Tage sehr genossen. In der Früh standen Technik-, am Nachmittag Randori-Einheiten auf dem Programm. Wir haben dieses, kurzfristig anberaumte, Trainingslager kaum beworben. Dafür war die Teilnehmerzahl (knapp 100 Personen) durchaus beachtlich. Die Kinder und Jugendlichen hatten sichtlich ihren Spaß. Am freien Nachmittag habe ich im Rahmen einer knapp zweistündigen Talkrunde Dutzende Fragen beantwortet. Ja, die Teenager hatten ihren Spaß und ich auch. Es wird im nächsten Jahr definitiv eine Wiederholung geben.“
Du planst auch Trainingslager und Workshops in Österreich – wie ist da der Stand der Dinge?
„Wir entwickeln gerade ein Konzept, die Zielgruppe sind Kinder, Jugendliche mit Migrationshintergrund wie Wachid und ich. Ich werde Vorträge halten, dann auch praktische Übungen zeigen. Es geht in erster Linie darum, Spaß zu haben und Selbstwertgefühl zu entwickeln. Ab Mitte November werde ich die ersten Schulen besuchen.“
Foto-Copyright: IJF/Gabriela Sabau