Der erste Wettkampftag der Judo-Weltmeisterschaft in Doha (QAT) ging – nicht ganz unerwartet – ohne rot-weiß-rote Platzierungen zu Ende. Katharina Tanzer (-48/SU Noricum Leibnitz/ST) muss bei einer WM weiter auf ein Erfolgserlebnis warten. Junior Marcus Auer (-60/Creativ Graz/ST) erkämpfte sich (nach einem Freilos in Runde 1) einen Sieg gegen Juan Ramos (GUA) im Golden Score, unterlag dann aber der Nummer 5 des Turnieres Giorgi Sardalashvili (GEO), ebenfalls 19, seines Zeichens Junioren-Weltranglisten-Leader, Ex-Junioren-Weltmeister und bereits Grand-Slam-Sieger und Top-5-Athlet in der allgemeinen Klasse. „Der Ausgang kam nicht allzu überraschend, beide waren klar in der Außenseiterrolle. Katharina hatte in ihrem Kampf gegen die Mongolin Gangaatar von Beginn an wenig Chancen und kaum Zugriff auf die Gegnerin. Marcus kämpfte gegen Sardalashvili beherzt, setzte die ersten Angriffe, kassierte dann aber einen sehenswerten Konter. Für ein Weiterkommen hätten beide über sich hinauswachsen müssen“, resümierte Headcoach Yvonne Snir-Bönisch. Die nächsten ÖJV-Athlet:innen sind erst am Mittwoch, dem 4. Wettkampftag in Doha, im Einsatz (-63: Magdalena Krssakova, Lubjana Piovesana; -81: Shamil und Wachid Borchashvili). Die 42-jährige gebürtige Potsdamerin und Olympiasiegerin von 2004 wagt einen Ausblick. Yvonne Snir-Bönisch über…
… die rot-weiß-roten -63-kg-Athletinnen Magda Krssakova und Lubjana Piovesana: „Die Auslosung von Magda ist hart, in Runde 2 wartet die Nummer 4 des Turniers. Magda hatte eine schwierige Zeit nach ihrer Schulter-OP im Juni letzten Jahres, ihr Selbstvertrauen war lange im Keller. Jetzt ist sie definitiv zurück. Aber ob ihr schon bei der WM die Rückkehr an die Weltspitze gelingt, bleibt abzuwarten. Ihre Trainingsleistungen waren sehr gut. ,Lulu‘ musste über ein Jahr auf der World-Tour pausieren, hat erst im Jänner ihre Staatsbürgerschaft erhalten und hatte ganze vier Turniere um sich für Doha zu qualifizieren. Die Auslosung ist o.k., aber dennoch herausfordernd. Um eine Platzierung zu schaffen, muss sie die Nummer 6 schlagen. Der Auftaktkampf (gegen die US-Amerikanerin Hannah Martin) sollte jedenfalls kein Problem darstellen. Für beide gilt: Eine Top-7-Platzierung wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Top-20 für die Weltrangliste und würde wichtige Punkte für die Olympia-Qualifikation bringen.“
… das Bruderduell von Shamil und Wachid Borchashvili in der Kategorie bis 81 kg: „Wachid hat mit seinem Grand-Slam-Sieg in Tiflis gezeigt, dass er sich in seiner alten Gewichtsklasse wohler fühlt als -90 kg. Er ist definitiv auch bei der WM für eine Überraschung gut. Das Bruderduell ist fürs erste vom Tisch – die beiden würden erst im Finale aufeinandertreffen, Wachid ist in Pool A, Shamil im Pool D. Beide haben eine sehr herausfordernde Auslosung, Shamil bekommt es in seinem Auftaktkampf mit großer Wahrscheinlichkeit mit Ex-Weltmeister Muki (ISR) zu tun. Andererseits: Den hat er schon bei den Olympischen Spielen geschlagen, auch da war seine Auslosung extrem schwer.“
… Wettkampftag 5 und die Chancen von Debütantin Elena Dengg und Nummer 3 Michaela Polleres (-70): „Elena ist mit 18 Jahren unsere jüngste Starterin und soll erste Erfahrungen in der allgemeinen Klasse sammeln. Sie hat sich als Nummer 5 im IJF-Junioren-Ranking diesen WM-Start verdient und international im Nachwuchs schon 2 Silbermedaillen geholt. Ich hoffe, sie kann ihr WM-Debüt in der allgemeinen Klasse auch genießen. Richtig zählten tut es für Elena aber erst im Oktober bei der Junioren-WM in Coimbra. Bei Michi gilt: Sie ist Nummer 3 der Welt, hat zuletzt das Masters in Jerusalem und das Grand-Slam-Turnier in Taschkent gewonnen. Die Auslosung ist absolut o.k. An einem guten Tag ist sie für alles drinnen, selbst der WM-Titel. Eine Medaille liegt definitiv im Bereich des Möglichen!“
… Aaron Fara (-100), der am Freitag in Aktion tritt: „Aaron hat sich diese WM mit Grand-Slam-Gold und -Silber in beeindruckender Art erarbeitet. Er ist auf Olympia-Kurs, aber noch ungesetzt. Wenn er eine Platzierung will, muss er die Hürde Zelym Kotsoiev (AZE) überwinden, Nummer 3 der Welt, WM-Dritter von Taschkent. Im persönlichen Head-to-Head steht’s 0:4. Aber das letzte Duell liegt schon zwei Jahre zurück.“
… den Mixed-Team-Bewerb: „In Taschkent hatten wir Auslosungspech, diesmal war uns das Glück hold. Vom Papier her sollten wir den Viertelfinaleinzug schaffen können. Dann würden Deutschland oder Kasachstan warten. Schwierig, aber nicht unmöglich. Cool wäre, wenn wir am Sonntag schon zwei Einzelmedaillen in Händen haben – das würde die Situation leichter machen.“