Judo-Austria-Präsident und EJU-Generalsekretär Martin Poiger trägt nach einer (erfolgreichen) Schulter-OP den rechten Arm noch in einer Schlinge. Trotzdem ließ es sich der 45-jährige Burgenländer nicht nehmen, beim Junioren-Heim-Europacup im Raiffeisen-Sportpark in Graz vorbeizuschauen. Im JUDO-AUSTRIA-Interview spricht er über seine Eindrücke.
Martin, darf der ÖJV den Junioren-Europacup in Graz als Erfolg verbuchen? Wie sieht Deine erste Bilanz aus?
Martin Poiger: „Wir sind absolut zufrieden, teilweise sogar wirklich überrascht. Unser Ziel war, 400 StarterInnen nach Österreich zu bringen, um das Turnier kostendeckend organisieren zu können. Jetzt haben wir 511 TeilnehmerInnen aus 37 Nationen. Damit hatten wir im Traum nicht gerechnet, das Starterfeld ist qualitativ wie quantitativ großartig. Unsere Trainer sagen: Graz ist vom Niveau her klar über eine Junioren-Europameisterschaft zu stellen – zur europäischen Elite kommen noch Top-Nationen wie Brasilien, Judogroßmacht Japan, Kanada, Kazachstan, die USA und Usbekistan hinzu. Der 3. Platz von Homeboy Marcus Auer ist unter diesen Umständen nicht hoch genug einzuschätzen. Der Bronze-Kampf gegen den Japaner war schlicht Weltklasse.“
Werdet ihr ausgeglichen bilanzieren können?
Poiger: „Wir rechnen mit schwarzen Zahlen. Das ist durchaus ein großer Erfolg, immerin sind wir neu in Graz. Es wird ein bisschen Zeit brauchen, bis sich das Turnier auch regional etablieren kann. Die Signale der Politiker sind jedenfalls sehr gut. Die Premiere wurde gut aufgenommen, auch in der Judo-Community. Natürlich ist uns die Entscheidung, von Leibnitz nach Graz zu wechseln, emotional nicht leicht gefallen. Wir haben sehr gute Erinnerungen an Leibnitz, keine Frage. Aber auf lange Sicht brauchen wir eine größere Halle und auch eine bessere Hotel-Infrastruktur. Das Feedback der teilnehmenden Nationen gibt uns recht. Sie fühlen sich in Graz und in der neuen Halle sehr wohl. Wir wurden im Raiffeisen-Sportpark bestens aufgenommen.“
Sportlich war das Turnier aus heimischer Sicht durchwachsen, oder?
Poiger: „Das sollen die TrainerInnen beurteilen. Natürlich sind 2 Platzierungen am 1. Wettkampftag bei 18 StarterInnen nicht ganz das, was wir uns erhofft hatten. Aber die Leistung von Marcus Auer war absolut top, gleiches gilt für Aslan Papoyan und seinen dritten Rang am Sonntag. Auch die 7. Plätze von Laura Kallinger und Verena Hiden können sich sehen lassen. Prinzipiell unterstützen wir den Ansatz: Wenn wir ein Heim-Turnier veranstalten, dann wollen wir auch wenn möglich das gesamte Veranstalter-Kontingent ausnutzen. Je mehr Nachwuchs-Judoka die Chance bekommen, bei einem Heimturnier dieser Größenordnung wertvolle Erfahrungen sammeln zu können, desto besser. Ein Turnier dieser Größenordnung gibt’s bei den Junioren maximal zwei Mal pro Jahr.“
Mit den European Open Anfang September in Oberwart wird der ÖJV in diesem Jahr noch ein internationales Turnier (in der allgemeinen Klasse) austragen. Wie wichtig sind dem Verband diese Veranstaltungen?
Poiger: „Wir hatten – aufgrund der Pandemie – eine zweijährige Wettkampf-Pause, was internationale Veranstaltungen betrifft. Das tat uns natürlich weh. Wir werden für unsere Events geschätzt, genießen einen sehr guten Ruf. Diesen Ruf wollen wir pflegen und weiter ausbauen. Graz war ein voller Erfolg, das wollen wir auch im September nach Oberwart sagen können.“