Dienstagabend flog ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch mit Katharina Tanzer (-48/SU Noricum Leibnitz/ST), Lisa Grabner (-57/JC Wimpassing/NÖ), Daniel Leutgeb (-60/LZ Multikraft Wels/OÖ) und Vache Adamyan (-60/LZ Vorarlberg) zum Grand-Slam-Turnier nach Tiflis (GEO, 285 AthletInnen aus 38 Nationen). Zuvor schaute die Olympiasiegerin noch mit den Youngsters Verena Hiden (-57/SU Noricum Leibnitz/ST) und Marcus Auer (-60/Creativ Graz/ST) im Grazer Raiffeisen Sportpark und am Schlossberg vorbei, um für den Junioren-Heim-Europacup die Werbetrommel zu rühren. Vor der Fahrt zum Wiener Flughafen nahm sie sich noch Zeit für ein Judo-Austria-Interview.
Yvonne, kennst Du Graz eigentlich schon. Oder war das dein erster Besuch in der steirischen Landeshauptstadt?
Yvonne Bönisch: „Beruflich, sprich mit Judo, war ich noch nie da. Privat schon, als Städtetouristin, mit Besuch am Schlossberg, Jakominiplatz usw. Vieles kommt mir bekannt vor. Den Raiffeisen Sportpark kannte ich bislang nicht. Eine perfekte, moderne Halle – einen besseren Schauplatz könnten wir uns für den Junioren-Europacup nicht wünschen, selbst für 511 Judoka – mit so viel Andrang hätten wir nie im Leben gerechnet.“
Wie ist dieser Europacup zu bewerten, wie wichtig ist dieses Turnier für unseren Nachwuchs?
Bönisch: „Abgesehen von Junioren-EM und -WM gibt es kein vergleichbares Turnier. Die Teilnehmerzahlen übertreffen alle bisherigen sechs Turniere bei weitem. Alle Top-Nationen (außer Russland) sind da, inklusive Japan. Das ist für jeden Turnierveranstalter ein Ritterschlag. Wir haben hinter Deutschland mit 41 TeilnehmerInnen die zweitgrößte Delegation aller teilnehmenden Nationen, wollen möglichst allen AthletInnen die Chance geben, einen Heim-Europacup zu erleben und sich mit stärkster internationaler Konkurrenz zu messen. Wer sich hier durchsetzt, empfiehlt sich ganz klar für höhere Aufgaben. Ein direkter Vergleich mit der allgemeinen Klasse sagt mehr als tausend Worte: Beim Grand.-Slam in Tiflis an diesem Wochenende sind insgesamt 285 TeilnehmerInnen genannt. In Graz sind es fast doppelt so viele. Dazu kommt, dass wir im Anschluss an das Turnier auch noch ein Kurz-Trainingslager veranstalten. Da wird selbst unser National- und Olympiateam – mit Michaela Polleres und Shamil Borchashvili – dabei sein.“
Drei ÖJV-Judoka sind gesetzt, Lokalmatador Marcus Auer ist als bester Österreicher in der Kategorie bis 60 kg die Nummer drei des Turnieres. Der 18-Jährige trainiert seit einem Jahr am Bundesstützpunkt Linz und ist Sportsoldat, d.h. er kann sich zu 100 Prozent auf den Sport konzentrieren. Wie siehst Du seine Entwicklung?
Bönisch: „Er hat sich technisch-taktisch und körperlich extrem entwickelt. Als 18-jähriger schon zwei Europacup-Saisonsiege zu Buche stehen zu haben, ist für Judo-Austria-Verhältnisse eine richtige Sensation. Marcus ist eine richtig starke Zukunftaktie, wir bauen auf ihn. Es macht richtig Spaß, seine Leistungsexplosion beobachten und begleiten zu können. Natürlich waren die Turniere in Coimbra und Lignano schwächer besetzt als Graz, aber er hat das Zeug, sich auch in der Heimat durchsetzen zu können. Marcus ist definitiv ruhiger und selbstbewusster geworden.“
Die Leibnitzerin Verena Hiden ist in Coimbra und Lignano jeweils in Runde zwei an der Italienerin Capanni Dias gescheitert. Was traust Du ihr zu?
Bönisch: „Also wir hätten nichts dagegen, wenn Verena diesmal nicht Capanni Dias zugelost bekommt. Wobei sie im Trainingslager in Lignano gegen die Italienerin schon gute Figur gemacht hat. Für Verena geht es darum, endlich anzuschreiben und die EM-Norm zu erbringen. Das wäre ein wichtiger Schritt. Sie ist ja noch keine Berufssportlerin, beginnt Mittwoch mit der Polizeiausbildung.“
Noch ein Wort zu Tiflis: Was traust Du Deinen vier StarterInnen zu?
Bönisch: „Die Olympia-Qualifikation beginnt erst Ende Juni. Für Katharina (Tanzer), Lisa (Grabner), Daniel (Leutgeb) und Vache (Adamyan) geht es darum, bei einem nicht besonders stark besetzten Grand-Slam wichtige Weltranglisten-Punkte sammeln zu können – das wäre das Ziel. Die besten Chancen hat wahrscheinlich Katharina, sie ist mit 26 Jahren die älteste des Quartetts und in der Weltrangliste schon auf Platz 24. Sie hat sich in den letzten Monaten sehr gut weiterentwickelt.“